ANGST #6: Stillstand – Vor Angst gelähmt

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Stillstand ist der Tod.

Herbert Grönemeyer – Bleibt alles anders – Auszug aus dem Songtext

Und genau das ist es, was mich dazu bewegt, immer irgendetwas zu tun. Neues auszuprobieren. Ich habe sehr lange Zeit nebenberuflich spirituell gearbeitet, das Schreiben für mich entdeckt, gestreamt und mich an diversen Projekten versucht. Alles nur, um nicht stehenzubleiben.
Als Kind habe ich mich sehr schnell gelangweilt, wenn ich immer dasselbe tat. Und ich wollte so vieles tun. Gesangsschule (Auch wenn ihr es nicht glaubt, habe ich als Kind eine tolle Gesangsstimme gehabt), Geige lernen, Kampfsport. Warum das nichts wurde? Dazu komme ich morgen. Das hat auch was mit der Familie zu tun.

Ich wollte mich schon immer weiterentwickeln. Nicht stehen bleiben. Ich hatte Angst davor, stehenzubleiben. Denn ich war, und bin teilweise immer noch, eine Standuhr. Hält man sie nicht in Bewegung, stirbt sie. So zumindest das Gefühl dabei. Ich habe generell Angst, dass sobald ich einmal stehen bleibe, nie wieder die Möglichkeit habe, voranzukommen. Dinge zu tun. Zu erleben.
Und ich habe in den letzten Jahren oft das Gefühl des Stillstands gehabt. Und dafür gibt es sehr viele Gründe. Viele davon, werden noch in den kommenden Tagen aufgeschlüsselt oder sie werden euch wie Schuppen von den Augen fallen.

Oft liege ich abends im Bett und denke: „Was hast du eigentlich die letzten Wochen erreicht?“ Meine Antwort darauf ist immer dieselbe: nichts.
Dabei sagt man mir öfter, dass ich was, oder wen erreicht habe. Und ich habe das Gefühl, dass ich davon nichts sehe. Oder nicht sehen will? Ich weiß es nicht. Aber ich liege oft wie geistig gelähmt da und überlege, was ich ändern könnte. In meinem Leben. In der Welt. Und dann fühle ich mich allein. Und das obwohl mein Mann neben mir manchmal ganze Regenwälder abholzt.

Das Problem ist, dass man bei vielem was ich machen will, gewisse Dinge benötigt. Geld, womit ich ja kein gutes Verhältnis habe. Support, was schwierig ist, wenn du nicht die Fähigkeit besitzt, Begeisterung zu wecken. Durchhaltevermögen, was bei mir aufgrund des morgigen Themas, noch seltener ist als Gestein vom Saturn auf der Erde. Zeit, von der es für mich auch nie genug gibt.
Nehmen wir dieses Projekt: Ich überlege schon seit zwei(!) Jahren, ob ich dieses Projekt einmal angehen sollte. Zwei Jahre habe ich darüber nachgedacht. Ich habe mir immer gesagt „Dafür hast du keine Zeit. Und du ziehst das eh nicht durch“. Und seht: Ich bin nun schon an Tag sieben von 12(?) angekommen. Das ist mehr als die Hälfte.

Einige werden nun sagen: „Die Paar Worte bekomme ich auch hin. In kürzerer Zeit.“ Das mag vielleicht sein. Aber auch ein kleines Projekt will abgeschlossen werden. Und bisher war das eher nicht so der Fall. Aber ich schweife ab.

Letztendlich habe ich dieses Projekt aus dem heutigen Thema heraus angefangen. Stillstand. Ich habe das Gefühl gehabt im letzten Jahr, dass ich nichts erreicht habe und das es eine Schande wäre, das Schreiben dem Stillstand zu übergeben, nur weil ich aktuell mit meinen Büchern aufgehört habe. Es gibt da draußen schließlich 2-3 Leute, die meinen, dass ich Talent hätte dazu.
Aber allgemein ist es so, dass wenn ich nichts tu, ich die Angst habe, nie wieder etwas zu tun. Oder tun zu können. Gerrys Welpen, habe ich damals auch aus dem Boden gestampft für das Schreiben, aber auch dafür, dass ich nicht stillstehe. Ich wollte eine Herausforderung.

Oft, wenn ich als Kind was wollte, hieß es früher, dass Dinge noch Zeit hätten. Man muss nicht alles sofort wollen. Man muss nicht alles sofort tun. Außer wenn das Muttertier brüllt Dinge im Haushalt zu tun. Das musste sofort sein. Alles andere hatte Zeit. Viel Zeit. Mit einem Wort: nie. Und das Gefühl, keine Zeit zu haben, hatte ich schon immer.

Ich wünschte, dass ich einfach Akzeptieren könnte, dass ein Jahr NICHTS tun (Außer natürlich Arbeit und Wahlfamilie) nichts schlimmes ist. Dass man danach immer noch Dinge tun kann. Aber nein. Ich habe unheimliche Angst davor. Und ich werde vermutlich immer neue Projekte in Angriff nehmen.
Und irgendwann, sofern das passiert, komme ich vielleicht an dem Punkt an, wo ich keine Angst mehr habe und ein Projekt mir diese Angst nimmt, weil ich wirklich etwas erreicht, oder bewegt habe.

Ende – ANGST #6 : Stillstand

Anmerkung: Dies ist/wird kein Selbsthilfeblog. Bei wirklich starken Problemen, sucht bitte professionelle Hilfe auf.

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4 Kommentare zu „ANGST #6: Stillstand – Vor Angst gelähmt“

  1. TheSpellbreaker

    Moin Gerry,
    ich finde auch das du sehr gut schreiben kannst, also weitermachen :) Dieses “was hast du erreicht” hab ich früher gehabt, aber mir inzwischen abgewöhnt. Ich habe nicht mehr den Drang irgendwas zu erreichen, und das hat mir sehr viel Lebensqualität zurückgegeben, weil man eben auch mal einfach NICHTS machen kann ohne sich darüber Gedanken zu machen.
    Früher war das anders, beruflich sowie privat. Viel Arbeiten, viel Geld machen um möglichst viel Privat zu erreichen zum Beispiel. Oder möglichst viel der Nachwelt hinterlassen (habe früher Webdesign gemacht und auf biegen und brechen versucht meine Vorstellung der Projekte durchzudrücken. Großer Fehler.)
    Inzwischen habe ich das komplett abgelegt und bin damit tatsächlich wesentlich zufriedener. Ich strebe nicht mehr nach beruflichem Aufstieg, oder danach irgendwie privat vor anderen gut dazustehen weil ich “soviel erreiche” .
    Oftmals sind es genau die Leute die viel erreicht haben dessen Leben und / oder Gesundheit kaputt sind.
    Ein hoch auf den Stillstand ! :)
    Und wenn du mit deinen Blogs, gerade den jetztigen, auch nur eine Person erreichst und zum Nachdenken und vielleicht auch zur Selbstreflektion bringst, dann hast du mehr erreicht als viele viele andere Menschen.

  2. Hey, Gerry.
    Ich kenn das. Begeisterung ist da aber das “Ich mach dat jetzt!” fehlt. Ich habe in den letzten Jahren so viele Projekte gestartet, die ich nie beendet habe. Schreiben (sehr viel begonnen und abgebrochen) , Musik (wie viele infertige Songskizzen sind auf meinem Rechner? 50?), Fotografie (zu faul raus zu gehen und Motive zu finden), Podcast (keine Motivation weiter zu machen), Spiele (egal ob Kartenspiele oder PC). Es sind tausende Ideen in meinem Kopf, ich fang an und nach einer Woche ist die Motivation futsch. Dabei ist es zugegeben bei mir keine Angst die dazu führt, sondern entweder neue Ideen oder das Gefühl, dass es eig entwedet schlecht is oder sowieso keinen interessiert. Auch wenn ich oft genug gepusht werde weiter zu machen.
    Wobei man sagen muss, dass meine Musik das ist, was ich noch am beständigsten verfolge.
    Lg Hati

  3. Ich kenn zumindest den Part, dass man irgendetwas anfängt, plant und alles … dann schnell die Lust daran verliert und es einfach liegen lässt. Und wenn man sich dann einige Zeit später etwas Neuem widmet, gerät das Alte komplett in Vergessenheit. Na ja, bis auf das Gefühl, was sich immer aufstaut bei sowas.
    Wenn man sich dann vor Augen führt, wie viele dieser eigenen Projekte zu nichts geführt haben, ist das definitiv demotivierend und gleichzeitig eine bleibende Belastung für alle kommenden Projekte, weil man sich irgendwann nur noch denkt “das machste eh nich”.
    Letzten Endes muss man aber mal was zu Ende bringen, auch um seiner selbst Willen. Wenn man es dann nämlich durchzieht, schöpft man wieder einiges an Energie für’s nächste mal.
    Allerdings kann ich die erfolgreichen “Projekte” meinerseits auch an einer Hand abzählen. xD Ich glaub wir sind da alle ein bisschen anfällig für Prokrastination.

  4. Der Stillstand
    Oft macht man vieles ohne dass man es merkt. Oder andere es bemerken
    Aber leider ist die Zeit auf Erden einfach sehr begrenzt und vieles was unnötig ist raubt einem einen Großteil der Zeit und es bleibt weniger für Dinge die man machen will
    Ich bin recht froh nicht immer etwas anderes machen zu müssen und hänge mich gerne an dingen auf
    Das schwierige ist etwas zu Ende zu bringen wenn man es perfekt haben will xD
    Und Perfektionismus ist ein nie aufhörendes be verbessern von Dingen von denen man dachte jetzt ist es gut aber gut reicht eben nicht und der Kopf bringt immer neue Ideen
    Dennoch habe ich Angst vor großen Veränderungen. Ich mag Gewohnheit und Unternehmungen helfen etwas Abwechslung zu bringen ohne die Gewohnheit über den Haufen zu werfen und das hilft und schadet mir in gleicher Maßen ?
    Ich weiß nicht mal ob ich schon jemals etwas abgeschlossen habe D:

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