Gerry 365 #206: 25.07. – ANGST Staffel 2: #5 – Blind- und Taubheit

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Heute machen wir es mal sehr kurz, zur Abwechslung. Meine Oma war blind. Sie hat immer versucht, so zu erscheinen, dass es ihr nichts ausmacht. Sie war meist sogar eine sehr fröhliche Person. Aber wenn man sie beobachtet hat, war das Leben für sie unheimlich anstrengend. Trotz dessen, sie sich in ihrem Reich immer auskannte, war sie, gerade an den Beinen, immer bestückt mit blauen Flecken.
Schon in meiner Jugend habe ich darüber nachgedacht, und mir teilweise auch sehr realistisch vorgestellt, wie es wäre blind oder gar taub zu sein. Und irgendwie waren die Szenarien, die ich mir dabei ausgemalt habe, der Horror.

Ich stelle mir dabei z. B. vor, dass man in den Urlaub fahren will. Nehmen wir ans Meer. Wenn ich das Meer nicht hören, oder sehen kann, würde mir etwas fehlen. Genauso wie wenn ich die Stimmen von Menschen nicht mehr hören, oder nicht sehen würde, dass sie Sprechen.
Ich hab förmliche Horrorvorstellung davon, blind oder taub zu sein. Ich habe mich so sehr mit dem Thema auseinandergesetzt, dass ich diverse Reportagen gesehen habe. Sowohl von Menschen, die von Geburt an dahingehend behindert waren, als auch Leuten, bei denen es im Laufe des Lebens geschah.

Sie vermittelten, dass man sich daran gewöhnt. Das Leben war trotzdem schwerer, aber sie wirkten gelassen. Ich denke, das wird sicher auch so sein. Aber … meine Ängste ziehen mich so schon so sehr in die Dunkelheit, dass allein dir Vorstellung, nichts mehr zu sehen, oder zu hören, sehr beängstigend ist.

Wie gesagt, kann es auch kurze Beiträge diesmal geben. Das ist hier der Fall. Denn was nützt es, sich innerhalb des Themas immer wieder im Kreis zu drehen?

Gerry

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5 Kommentare zu „Gerry 365 #206: 25.07. – ANGST Staffel 2: #5 – Blind- und Taubheit“

  1. Da gibt es ja eigentlich wirklich nicht mehr viel zu sagen. Wie schon erwähnt, gewöhnt man sich mit der Zeit dran, was es nicht einfacher macht. Aber mittlerweile kann man mit beiden Behinderungen ganz gut leben. Aber ich würde beides schmerzlich vermissen. Auch wenn die Musik in meinem Inneren nie aufhören würde zu spielen. dogger4UwU Und es gibt ein paar Dinge die ich einfach zu gern betrachte. dogger4Hehe

    Solche Ängste poppen aber immer wieder mal auf, wenn sich die Sehkraft verschlechtert, oder man mal zu schnell aufgestanden ist und Sterne sieht. Oder einfach nur mal einen Druck auf den Ohren hat. dogger4Think

  2. Ich hab auch schon oft darüber nachgedacht, was wäre, wenn ich Blind oder Taub werden würde. Ich bin im Endeffekt drauf gekommen, dass mir Taubheit schwerer fallen würde zu akzeptieren, da mir Musik extrem wichtig ist. Aber auch Blindheit würde ich schrecklich finden. Dann könnte ich ja nicht mehr sexy Menschen betrachten dogger4Hehe

    Generell hoffe ich aber, dass sowas nie passieren wird. Ich wäre mit der Situation wohl maßlos überfordert und hätte absolut keine Ahnung, wie ich damit umgehen sollte. Zum Glück ist bisher meine Sehkraft nicht eingeschränkt und mein Gehör auch nicht, auch wenn ich manchmal so wirke, als sei ich schwerhörig dogger4Derp

  3. Da ich auf meiner rechten Seite schon immer nichts hören kann, begleiten mich Sorgen, irgendwann nichts mehr hören zu können, mein ganzes Leben. Umso mehr muss man auf sich und sein verbliebenes Gehör achten. Nichtsdestotrotz wenn ich in mich gekehrt bin und gerade an nichts anderes denke, kommt mir manchmal der Gedanke, wie es wäre, wenn ich plötzlich gar nichts mehr hören könnte. Lebensverändernd.
    Und als ich letztes Jahr über längere Zeit einen leichten Tinnitus bekam, den ich manchmal immer noch höre, wenn ich mich drauf konzentriere, wähnte ich mich diesem Albtraum näher denn je.
    Und wenn man dazu noch kurzsichtig wie ein Maulwurf ist :)
    Was einem alles fehlen würde, Musik und Gespräche, Vogelgesang, Wellen, Wind und Blätterrauschen, Hufgetrappel und Regentropfen.

    1. dogger4Hi liebster Gerry dogger4Luv

      Heute kopiere mal einen Text den ich 2019 zum Event zur Wahl des Mr Deaf Bear und Mr Deaf Ferish Germany geschrieben habe. Gerade der letzte Teil mit dem emotionalsten Erlebnis geht genau um dein Thema. Dinge die man sich nicht vorstellen mag.

      – – – – – – – – – – Stille – – – – – – – – – –

      Eine queeres Zentrum, das Andersraum in Hannover, ist wie in Frankfurt das Switchboard. Ein Ort wo sich alle Treffen können, reden, lachen, diskutieren, feiern. Freitag Abend war ich das erste Mal dort. Es war still als ich den Raum betrat. Es wurde nicht geredet. —- Es wurde gebärdet.

      Die 17. Deaf Fetish & Bear Germany fand in Hannovoer statt. Und wieder Wurde ein neuer Mr Deaf Bear Germany und Mr Deaf Fetish Germany 2019 gewählt.

      Das Cafe Konrad, die Kneipe Andersraum, das Theater Marlene und Das Bavarium waren die letzten 3 Tage von 74 Teilnehmern der Veranstaltung besucht. auch eine Führung im Schloß Herrenhausen haben die Bärchis genossen.

      Andreas Peppe, 1, Vorstand und sein Team haben ein Tolles Programm auf die Beine gestellt und super organisiert. Ich war auch sehr gerührt als er sich wärend des Wahlabends nochmals bei mir für meine Bemühungen der Inklusion der Gehörlosen in unsere „hörende“ Fetischszene.

      Oliver Revilo trat nun als mein gehörloser Mr Fetisch Kollege ab und gab die Schärpe an Jan aus Hannover. In seiner Abschiedsrede erzählte er über die aufregende und spaßige Zeit aber auch die Anstrengung. Wenn man sich vorstellt, man ist auf einer Veranstaltung wie Folsom Berlin und kann nichts hören… Ich war so bei meinem ersten Folsom als Mr ja schon arg mit all den Terminen überfordert aber mit dem Gedanken gehörlos zu sein kann ich mir gar nicht vorstellen wie es erst dann gewesen wäre. Olivers Mann unterstützte ihn und danke auch nochmal für die Hilfe beim übersetzen. :*

      Antonio, Mr Deaf Bear Germany 2018, aus Italien, konnte leider nicht anwesend sein, hat aber eine Videobotschaft zukommen lassen. Seine Schärpe ging an Luigi aus Bern.

      Marco und Rita haben das Wochenende damit verbracht zu dolmetschen. Beide auf eine wunderbare, scharmante und witzige Art. Kein trockenes übersetzen. Filmreife Synchronisation.

      Ein großes lob habe ich ihm heute auch persönlich schon gesagt, der für uns zuständigen Servicekraft aus dem Bavarium, der erstmal überfordert war, da er zum einen keine Gebärdensprache kann, und zum andern es auch nicht immer leicht ist Lautsprache eines Gehörlosen zu verstehen, und gar nicht beim ersten Mal. Er war erstmal sehr hilflos, gewöhnte sich aber dann doch nach einer Stunde daran und da waren dann auch die Dolmetscher endlich vor Ort.

      Dort im Bavarium waren viele hörende Menschen angetan und begeistert von dieser großen Gruppe gehörlose und ich kam mit dem ein oder anderen ins Gespräch was das für eine Gruppe ist und wie toll es ist dabei zu sein. Ein paar waren so emotional gerührt und wären am liebsten gleich dabei geblieben. Und da muss weiter angesetzt werden. Das ganze nach Außen tragen.

      Ich war nun das zweite mal bei dieser Veranstaltung. Letztes Jahr in Essen und dieses Jahr mit meinen beiden Männern Sebastian und Jürg in Hannover. Nächstes Jahr haben wir vor dann wieder dabei zu sein. Dann allerdings in Berlin.

      Ich habe auch angeboten bei nächster Gelegenheit das Treffen in Frankfurt zu organisieren. 2024 ist schonmal vorgemerkt.

      Zuletzt noch mein emotionalster Moment des Wochenendes:
      Ich habe immer mal von „Deaf-Blinds“ gehört. also gehörlose Menschen, die auch Blind sind. In Fall der Person um die es sich in meinem e-Moment dreht, kam die Erblindung erst später. Er sieht nur noch verschwommen Grautöne. Ich sah ihn immer mal an weil er total süß war und er hat gebärdet wie alle anderen auch, also hab ich da erstmal nichts davon gewusst das er auch kaum was sieht. Beim gesellschaftleisten von den Rauchern draußen konnte ich dann durchs Fenster sehen das er seinem Gesprächspartner beim gebärden an die Hände gefasst hat. „Eine Art ihn unterbrechen zu wollen?“- dachte ich. Ich beobachtete das noch etwas und mein hörender Gesprächspartner konnte mich dann aufklären. Als ich das sah und wusste, dachte ich nur wie viel schwerer das denn noch ist. Nur gehörlos oder nur Blind zu sein ist schon eine herausforderung, aber mit dem Seh- oder Hör-Sinn kann man schon einiges ausgelichen. Mir vorzustellen, Ich könne nicht sehen und nicht hören… Vertrautheit nur durch Geruch, und Berührung war zu nehmen. Und dann der Gedanke, die Bezugsperson die ich an all dem am leichtesten erkenne wäre plötzlich nichtmehr da und plötzlich muss sich ein Fremder um mich kümmern nicht zu sehen und hören können was da gerade passiert und warum…
      Dieser Moment war deswegen der emotionalste für mich.

      Wir sind Menschen. Egal unseres Geschlechts, unserer Sexualität, unseres Fetisch, unserer Behinderung. Solange wir nur aufgeschlossen sind, und voneinander lernen, können wir alle ein lautes Leben führen, auch ganz ohne Worte. Nur mit einer Berührung.

      Passt auf euch auf, und vorallem, passt auf einander auf.

      MfG vom MFG2017

      Suri

      dogger4Comfy

  4. Ich weiß gar nicht was schlimmer für mich wäre, das sehen oder das hören zu verlieren…
    Ich glaube es wäre das hören… dogger4Think

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